Dienstag, 3. November 2015

Моя католическая подруга:

Ich sitze auf dem schmalen Bett mit dem gedrehten und geschraubten Messinggestell und lese in der Anna-Achmatowa-Biographie. Der Raum ist schön, doch seine hohen Fenster gehen zum Hinterhof hinaus, so dass hier nie ein Sonnenstrahl eindringt. Wer hat hier wohl einmal gewohnt, während in den vorderen Räumen die herrschaftliche Familie lebte – eine französische Hausdame, eine unverheiratete Schwester, ein unglücklicher blasser Pope, der für Kost und Logis für die Vorfahren der unglücklichen Familie beten musste? (In Russland waren alle Familien unglücklich, sobald sie in der Literatur vorkamen.)

Weiteres Interieur in unserer Kommunalka: Küchentischlampe im sowjetischen Stil. Massives Messing. Bei der nächsten Revolution könnte man sie dem Bourgeois über den Schädel ziehen (wahlweise dem Kulaken).

Der Kelch mit dem Elch? oder der Becher mit dem Fächer? ähm nein, der Pokal mit dem Wal? oder der Krug mit dem Hammer im Pflug?, der Sonne überm Trug? das Glas mit dem Kwas? das Embleme auf der Creme? Äähm, aus dem Pichel mit der Sichel trank man gern mit nem Stern...

Der zweite Wandteppich in meinem Zimmer. Ich vermute, General Kutosow bei der Lagebesprechung. Raffiniertes Detail: Der Teppich im Teppich.

Моя католическая подруга: Darauf kochten sie – die tapferen Frauen und Mütter der Kommunalka: Lena, Marfa, Ninotschka, Nadeschda, Irina, Marina, Sofia, Jekatarina, Wera ….sie kochten, sie stritten, sie weinten, sie halfen sich mit Salz und Butter aus.

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