Das sind die Zweitplazierten. Ich kann nichts weiter zu ihnen sagen, aber ich finde es gut, daß man auch in Rußland nicht mehr unbedingt auf die Idee kommt, sein Hemd in die Hose zu stecken. So strahlten beide eine unbeholfene Lässigkeit aus, die ich sehr gut nachvollziehen kann.
Das Publikum ist die aufstrebende Lyrikerszene von Petersburg.
Die Moderatorin des Abends irritierte mich etwas. Ich muß noch darüber nachdenken, was die Irritation ausgelöst haben mag.
Danach gings ins Kroniki. Wein und Käse für alle.
Alexander, mein Homme de lettre des Abends. Wir sprachen - in einer seltsamen Kombination aus Englisch, Französisch und Deutsch - über Faßbinder, Schlöndorff, de Sade, Brecht, Célin, Joyce, Musil, Trier, Bachmann, Frisch. Und "Schuld war doch nur der Wein", um die volkstümlichen Lyriker Schwalm und Gliem zu zitieren. Daneben Olga, sie hat einen Doktor für europäische Zeitgeschichte, soweit ich zumindest verstanden habe, und eine Schwester, die in den späten Neunzigern nach Hamburg ausgewandert ist. Im Rahmen ihres Studiums hat Olga Deutsch gelernt, und, wie sie mir versicherte, sehr ungern. Sie spricht es auch nicht. Ich versuchte, sie zu befragen, woher ihr Unbehagen denn käme - sie hat auch bisher ihre Schwester nicht in Hamburg besucht -, aber sie verriet es mir nicht. Ein Geheimnis, eine Geschichte für sich.
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