Freitag, 6. November 2015

An der Rezeption des Achmatowa-Museums lümmelt dieses Katzentier herum. Brodsky, der einen kleinen Raum in diesem Museum bekommen hat, wäre das Herz aufgegangen. Aber was wäre passiert, wenn ein Besucher eines dieser Bücher, auf denen die krallenbewehrten Tatzen ruhen, hätte erwerben wollen?

Punins Mantel. Punin, der dritte Ehemann von Anna Achmatowa, der eines Tages abgeholt wurde und nicht mehr wiederkam.



Моя католическая подруга: Ihr Sohn Lew zog als Siebzehnjähriger in die krude Kommune mit ehemaliger Ehefrau Punins und dessen Tochter aus erster Ehe ein. Eine Bettstatt auf einer Truhe in einer Nische im ehemaligen Dienstbotenflur, ein paar Koffer und Bücher – so lebte er bis zur ersten Verhaftung.
 

Моя католическая подруга: Alle drei Ehemänner neben Anna Achmatowa wirken blass. Und auch sie wirkt neben ihnen zu blass, zu devot, zumindest in der Anfangsphase ihrer Ehe - Sie war nie eine Hausfrau, aber auch als Gehilfin eines klugen Mannes taugte sie nicht. Von Punin trennte sie sich nach zwölf Jahren, indem sie der ehemaligen Ehefrau einen Zimmertausch anbot, was diese – eine Ärztin -  annahm. In ihrem neuen Zimmer, dem ehemaligen Kinderzimmer, schrieb sie dann ein Gedicht nach dem anderen. Achmatowa ist am stärksten allein – oder vielleicht gab es unter den damaligen intellektuellen Männern noch niemanden, der eine wirkliche Partnerschaft mit ihr aushalten konnte. Sie waren als Paschas erzogen.

Schemenhaft verschwommen, die liebste Podruga in Achmatowas Kammer (da hat jemand ein Kunstfoto versucht).


Blick in den Garten aus dem Fenster der Achmatowa, den zu betreten, ihr eines Tages auch verboten wurde.



Моя католическая подруга: Brodsky schrieb seinen geliebten Eltern hunderte Postkarten nach Leningrad. Meine These ist, nachdem man ihn 1972 ausbürgerte, erschuf er sich immer wieder Heimatwelten, ob im nebeligen, winterlichen Venedig mit Palästen und feuchter Kälte oder in seinem amerikanischen Arbeitszimmer, dass er wenig beleuchtet hielt, ein Versuch, den Zehn-Quadratmeter-Schlauch, den seine Eltern ihm im Leningrader Kommunalka-Zimmer abtrennten, wiederherzustellen, mit Fotographien von Mandelstam und Achmatowa. Ein riesiger gefüllter Aschenbecher stand mittendrin. Brodsky, so denke ich, war fest entschlossen, seine amerikanische Lebenszeit nicht länger als seine russische werden zu lassen.
 

Brodskys aus Amerika herübergesegelter Schreibtisch mit den Fotos seiner Eltern und einem Aschenbecher, der leider geleert wurde. Welche Marke er wohl in Amerika geraucht hatte? In Venedig rauchte er immer die MS, den typischsten Glimmstengel, den man in allen Tabacchi bekommt.

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