Dienstag, 27. Oktober 2015

(nina) Ein Grund, der mich nach St.Petersburg getrieben hat, ich die Geschichte meines Opas. Nachdem er im zweiten Weltkrieg in Murmansk in Gefangenschaft gekommen ist, war er bis 1949 in russischen Lagern untergebracht. Unter anderm in Sestrorezk (Lager 254), das ein paar Kilometer nördlich von St. Petersburg liegt und in Kolpino (Lager 7707) an der südlichen Grenze der Stadt. Ein weiteres Lager mit der Nummer 7722 konnte ich noch nicht ausfindig machen, es liegt aber der Wahrscheinlichkeit nach auch im direkten Stadtgebiet. Ich versuche während meines Aufenthalts hier, die Geschichte deutscher Kriegsgefangener weit als möglich zu verfolgen und werde sicherlich noch weiter darüber berichten.
Ich stoße hier auf reges Interesse und interessant ist, die Geschichte der deutschen Kriegsgefangen ist hier noch nicht aus den Köpfen heraus. Petr erzählte mir, dass viele der Gefangenen, die vor allem damit beauftragt waren, die Kriegsschäden zu beseitigen und die Stadt neu aufzubauen, gerne selbstgeschnitzes/gebautes Spielzeug mit russischen Kindern gegen Nahrungsmittel getauscht haben.  


(Auf dem Bild sieht man meinen Großvater, unten meine Großmutter und eine Zeichnung, die zu seinem 29sten Geburtstag wahrscheinlich direkt in einem der Lager entstanden ist.
Mein Opa war es übrigens auch, der meinem Antrag für die Kunststiftung den Titel gegeben hat. Er rief mich gerne mit "Ninotschka!" zu sich.


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Mein Opa erzählte nicht vom Krieg, er hatte seine Füße, die er jeden Morgen und vorm Schlafengehen mit Salbe einschmierte und mit Binden umwickelte. Sie waren ihm vor Leningrad fast abgefroren. Noch Jahre nach seinem Tod, wenn ich das Nachtschränkchen öffnete, wo er Talkpulver, Salbe und Bandagen aufbewahrt hatte, kroch mir dieser muffige Geruch in die Nase, als hätte ich es mit einer Memento mori Installation zu tun.



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