Dienstag, 20. Oktober 2015

Im Борей (übersetzt Boreas, Der Nördliche, der winterlicher Nordwind, und nicht Bauer, wie wir aufgrund eines Mißverständnisses gedacht haben. Paßt ja auch besser zu einer Kunstgalerie. Ich fragte mich schon die ganze Zeit, warum das Bauer heißen soll. Keine Anspielung auf landwirtschaftliche Tätigkeiten konnte ich dort entdecken. Aber es gibt immer kleine Mißverständnisse. So wollte ich einmal Brötchen kaufen. Brötchen heißt Bulatschka. Ich sagte, ich möchte Brötchen, und die Verkäuferin schaute mich seltsam an. Ich fragte später Liza, die uns hier betreut, warum ich keine Brötchen bekomme, wenn ich sage, ja chatjel Bulatschka. Liza guckte mich seltsam an. Polatschka, sagte sie, bedeutet polnisches Girl. Und die gebe es woanders.) 
Jedenfalls gibt es im Keller der Galerie eine Künstlerverköstigung für Eingeweihte. Im Angebot, gefüllte Paprikaschoten. Auch dieser Blog schreckt vor solchen Fotos nicht zurück. Wir wurden sogar von unseren Auftraggebern dazu ermutigt, neben den Höhenflügen des Geistes, auch die Notwendigkeiten des Bauches zu dokumentieren. Inzwischen werden solche Fotos schon als Foodporn bezeichnet. Was soll das also? Dem Betrachter signalisieren, ah, schau, mir geht es gut, das habe ich in mich hineingeschaufelt. Meine Mutter, die diesen Blog voller Sorge verfolgt, ob ich denn auch genug zu essen bekomme, dürfte nun beruhigt sein.

Hier sitzen wir mit Anna im Borej. Anna spricht sehr gut Deutsch und macht uns permanent mit Personen aus der Petersburger Kunstszene bekannt. Das Borej ist ein Taubenschlag. Künstler rein, Künstler raus. Hier macht Anna Nina mit Pawel bekannt oder Anna Pawel mit Nina. Ich, als писатель, kann mich zurücklehnen und beobachten.

Das ist das Klo im Borej. In meiner Dokumentation der Ereignisse bin ich nicht bis zum Äußersten gegangen.

Auch im Borej, oben in den Büros: Tischa, das grinsende Hündchen.


Altrussisches Märchen vom grinsenden Hündchen
Es war einmal ein grinsendes Hündchen und das wars auch schon.

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