Dienstag, 8. Dezember 2015

Das interaktive Miniaturmuseum von St. Petersburg. Hier kann man, laut Flyertext, alle Hauptattraktionen St. Petersburgs auf einmal sehen. Na, da hätte ich mir ja das ganze Herumgelatsche in der Stadt sparen können. Es befindet sich im sechsten Stock eines Einkaufscenters. Der Museumsflyer gibt zu bedenken: „Be sure to come with children, family and friends“. Mit Kindern? Sicher, ungefähr fünf Minuten lang finden auch Kinder diese Anlage spannend. Weil die Museumsmacher wissen, daß es dann vorbei ist mit der kindlichen Aufmerksamkeit, gibt es auch Blätter und Stifte zum Malen, Perücken und Dreispitze, die man dem Kind aufsetzt, damit es Papa nicht auf den Senkel geht, wenn er sich der Betrachtung seiner Leidenschaft widmen will, dem Modellbau.


Und ja, es ist interaktiv, man kann Knöpfe an der Anlage drücken und dann, dann passiert etwas. Kleine Männchen bewegen sich. Fällen Bäume. Schießen Flinten ab. Kehren den Hof. Streichen einen Zaun. Ich kann sogar per Knopfdruck eine kleine Brandkatastrophe auslösen, was ich gleich mehrmals hintereinander tue. Es gibt einen Hofball und daneben ein Newahochwasser mit liebevoll gestalteten Ertrinkenden. Alles im Maßstab 1:87. Wie das so funktioniert. Toll. Im Grunde ist das Ganze wie eine Eisenbahnplatte, bloß ohne Eisenbahn. Dafür fahren Kutschen im Kreis, die diesen Mangel ausgleichen.



Allerdings war auch mein Vater dem Irrglauben aufgesessen, Kinder fänden eine Eisenbahnplatte deshalb schön, weil sie in mühsamer Kleinarbeit stundenlang an ihr herumbasteln können. So bekam ich zu Weihnachten sechsundachtzig eine Platte, die er nur halb fertig gebaut hatte, in der Hoffnung, ich würde sie zu Ende bauen. Doch ich baute sie nicht zu Ende. Ich setzte Halmamännchen auf die Schienen meiner TT-Spur und fuhr mit der Lok dagegen, so daß sie aus den Schienen sprang. Mein Vater fand das nicht gut, insbesondere, als ich das noch mit siebzehn tat. Inzwischen komme ich wieder in ein Alter, in dem mir die Anschaffung eines kleinen Schienenkreises, der meinen Lesesessel umrundet, gar nicht mehr so albern vorkommt. Meine Freundin hat auch nichts dagegen, ich müßte mir nur eine neue Freundin suchen.


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