Samstag, 5. Dezember 2015

Heute war ich im Zoo von Petersburg. Er ist ungefähr halb so groß wie der Tierpark von Bernburg, der Kleinstadt, aus der ich komme. Immerhin gibt es Eisbären, Löwen und Tiger.

Der Eisbär sieht aber eher aus wie ein Beigebär. Wahrscheinlich duscht er genauso gern wie ich. 

Was man sich im Zoo aber immer anschauen kann, sind Menschen.

Wie man sieht, gibt es auch Leerkatzen (wenn das kein Brüller ist).

Und wenn man etwas über die Gesellschaft wissen will, dann sollte man sich ansehen, wie die Tiere gehalten werden. Die Gesellschaft ist offenbar im Umbruch. Es gibt noch die alten sowjetischen Käfige, aber mit kleinen Erweiterungen für mehr Auslauf. Überall sind Baustellen auf dem Zoogelände. Es gibt auch einen kleinen Rummel, der vermutlich den Unterhaltungswert des Zoos etwas steigern soll, wenn schon nicht so viele Tiere zu sehen sind. Die Bärenbaracke, ein Holzbau aus den Vierzigern, ist derzeit ohne Bär, sie wird ebenfalls renoviert. Im Ganzen ist aber noch nicht klar, wohin es in Zukunft gehen soll. 




Der Stil des Steinbockgeheges erinnert an den Konstruktivismus. Ob die Bauhausböcke sich noch auf einem schnöden Felsen zurechtfinden würden?

Eine besondere Attraktion ist die Kinderfütterung des Löwen oder besser gesagt die Löwenfütterung durch Kinder. Allerdings vermute ich, daß ihm ersteres lieber wäre. So eine kleine schreiende Portion für zwischendurch. Denn genaugenommen passiert hier die Aktivierung eines Pawlowschen Reflexes. Wenn Kinder kommen, gibt es was zu futtern. Immer wieder kommen Kinder und es gibt zu futtern. So werden Kinder und Essen im Gehirn miteinander verkoppelt. Schließlich löst bereits der Anblick eines Kindes den Speichelfluß aus und den Wunsch, zu fressen. Als ich reinkam, lag der Löwe träge in der Ecke. Ein zäher Lyriker: nichts, keine Reaktion. Dann die Kinder: der Löwe hellwach, gespannt, mit steigender Unruhe die Kleinen betrachtend.


Wenn Sie sich einen harmlosen Löwen ansehen wollen, bitte, dann folgen Sie dem Schild. Hier gibt es jedoch mich, gestatten, Waschbär. Peter Waschbär. Warum ich bei den Raubkatzen wohne? Ach wissen Sie, man sieht es mir vielleicht nicht an, und auch mein Hang zu Sauberkeit und Manieren mögen darüber hinwegtäuschen. Aber ich bin wild. Sehr wild sogar. Schauen Sie auf das Schild, dort steht „зверь“ geschrieben, und ich bin geneigt, es auf mich zu beziehen. Es heißt übersetzt: Bestie. Nehmen Sie sich also in acht!

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